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Lego analysiert: Warum gibt es Sticker?

Sticker! Kaum etwas wird in der Lego-Community innerlicher gehasst als diese kleinen klebrigen Papierchen, die geradezu inflationär auf Steine geklebt werden müssen.
Da stellt sich die Frage: Wieso macht Lego das? Sind wir Ihnen egal? Wollen Sie bedruckte Steine einsparen? Oder gibt es vielleicht auch noch andere, weniger negative Gründe?

Was uns alle an Stickern nervt

Es gibt gute Gründe, Sticker zu hassen:

  • Sie sind schwer anzubringen. Die Qualität der Stickerbögen an sich ist sicher gut, aber die Teile kleben in meinen Augen einfach zu gut. Ist man auch nur ein klein wenig verrutscht muss man sehr, sehr vorsichtig sein, falls man Sie abnehmen und nochmal anbringen will (Wobei man immerhin zugeben muss, sie kleben auch beim zweiten mal gut).
  • Sie sind nicht farbecht. Wen es schon stört, dass die Farben bei LEGO-Steinen nicht vollständig einheitlich sind (besonders gut zu sehen beim SET 42115 Lamborghini Sián) der wird mit Stickern noch weniger Freude haben. Zu deutlich sind die Unterschiede zwischen den Farben der Sticker und der darunterliegenden Steine. Zumindest, wenn es keine transparenten Sticker sind.
  • Sie altern schlecht. Ok, wenn man fair ist, altern sie eigentlich für Sticker ziemlich gut, weil sie sehr lange ihre Farbe behalten und gut kleben (Wenn man die Sets entsprechend aufbewahrt). Aber die Steine sind in der Beziehung einfach noch ein wenig besser und so hat man nach einigen Jahren halt doch Sticker, die abgehen oder verfärben. Vor allem dann, wenn man mit den Steinen auch spielt.
  • Sie sind nicht randlos. Besonders bei den Speed Champions stört mich das enorm, da man keine vollständigen Linien hinbekommt da Sticker (aus verständlichen Gründen) eben nicht die gesamte Fläche des Steins ausfüllen. So hat man immer Abstand, wenn das Motiv über mehrere Steine hinweggeht. Andere Hersteller geben deshalb übrigens auch Sticker mit, die über mehrere Steine hinweggehen.
  • Sie stören den Bauspaß. Das ist eigentlich mein größtes Problem mit Stickern. Da ich sie einfach nicht gerne anbringe wirkt sich jede Seite mit Stickern negativ auf meine Stimmung aus. Ich will schließlich Steine zusammensetzen und nicht mit klebrigem Zeug rumhantieren.

Warum tut Lego uns das an?

Wenn so viel gegen Sticker spricht, frägt man sich, wieso Lego das dann überhaupt macht. Die Kritik daran ist ja nicht neu und wird regelmäßig aus allen Ecken besonders in der AFOL-Gemeinde wiederholt.

Das gängigste Argument ist, dass LEGO damit Geld sparen will, weil Sticker günstiger sind als bedruckte Steine. Während das sicher richtig ist, glaube ich persönlich nicht, dass das eine allzu große Rolle bei der Entscheidung spielt. Die Unterschiede liegen pro Stein im Cent-Bereich und wer sich die Preise von LEGO-Sets ansieht merkt schnell, dass die Produktionskosten schon lange nicht mehr ein bestimmender Faktor bei der Preisgestaltung sind. Insbesondere die 4+-Reihe spricht hier in meinen Augen gegen diese Annahme. Hier sind alle Teile – teils sehr aufwendig – bedruckt und die Sets haben mit ziemlicher Sicherheit keinen so großen Markt wie die City-Reihe (Das ist natürlich Spekulation von mir, echte Verkaufszahlen kennt man nicht).

Wenn es aber nicht die Kosten sind, was für Gründe kann es dann noch für Sticker geben. Hier ein paar Vorschläge von mir:

  • Kinder mögen sie. Ja, tun sie wirklich. Zumindest hat das meine nicht repräsentative Umfrage bei den Kindern in meinem Freundeskreis ergeben. Meine zwei Neffen streiten sich fast schon darum, wer sie anbringen darf und sie sind beide noch dazu gut darin. Und wenn ich das mit Stickern gepflasterte Zimmer meiner Nichte sehe, hat sie offensichtlich auch nichts gegen ein wenig kleben.
    Und auch wenn der ein oder andere Held es gerne mal vergisst, LEGO ist nach wie vor in erster Linie ein Kinderspielzeug und soll Kindern Spaß bringen, und nicht Erwachsenen.
  • Man kann sie weglassen. Bedruckte Teile sind für das Set, in dem sie enthalten sind zwar gut aber für MOCs sind sie eher lästig, da es die Wiederverwendbarkeit der Teile stark einschränkt. Eine mit einem Harry Potter Motiv bedrucktes Panel kann ich nun mal nicht mehr für eine andere Wand nutzen. Und LEGO gibt sich (oft, nicht immer) große Mühe, die Teile in seinem Sortiment flexibel einsetzbar zu machen. Hier helfen Sticker, die man weglassen kann.
  • Sie erhöhen die Variabilität. Als Erwachsener kommt man eher nicht auf die Idee, einen Sticker wo anzubringen, wo er nicht hingehört. Ein Kind nimmt dies Rücksicht nicht unbedingt. Und da landet der Ferrari-Sticker schon mal auf einem CITY-Auto oder die Rostflecken aus dem ECTO-1 Set an einem Haus. Dieses zusätzlichen Möglichkeiten hat man eben leichter mit Stickern als mit Steinen. Nicht umsonst werden auch die Stickerbögen einzeln zum Kauf angeboten.

Was also tun mit Stickern?

Sticker sind Teil der Firmenpolitik LEGOs und werden sicher auch in Zukunft bleiben – und für Diskussionen sorgen. Daher hier mein Kompromissvorschlag an beide Seiten:

  • Vorschlag an LEGO: Hört bitte damit auf in 350 Euro teure Technic-Autos und andere Sets, die sich ganz klar an Erwachsene richten, diese Klebezettel zu packen. So groß kann die Zusatzmarge hier nicht sein, dass es sich lohnt diesen Kritikpunkt stehen zu lassen
    Dafür dürft ihr gerne endlich damit anfangen mehr optionale Sticker in Kindersets zu packen, so wie COBI es zum Beispiel macht. Ein paar Blumen und Glitzer-Sticker in Friends-Sets sind genauso willkommen wie zusätzliche Decals bei den Speed Champions.
  • Vorschlag an AFOLs: Akzeptiert die Sticker bei den Kindersets. Hier haben sie einfach eine Daseinsberechtigung und LEGO wird sie auch weiterhin benutzen.
    Beschwert euch gerne weiter bei 18+-Sets, vielleicht bekommen wir dann Lego dazu, hier eine andere Strategie zu fahren.
    Versucht es doch auch mal mit Custom-Stickern für eure MOCs, zum Beispiel von https://www.steindrucker.com/ (nicht gesponsert). Mit Stickern lassen sich viel leichter als mit Steinen kleine Details hinzufügen und sie lassen sich auch wieder abnehmen, wenn man die Steine für ein anderes Thema wiederverwenden will.