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Lego versus Lidl: Ein Vergleichsversuch

Letzte Woche hat Lidl Klemmbaustein-Sets seiner Eigenmarke Playtive in den Handel gebracht, die auf den beiden Lizenzen Asterix und Bibi und Tina basieren. Da ich selbst als Kind ein großer Asterix-Fan war konnte ich da nicht anders, als mir ein paar der Sets zu kaufen um beurteilen zu können, inwieweit die Clippys, wie Lidl seine Steine nennt, mit Lego mithalten können.

Im Folgenden versuche ich anhand verschiedener Kategorien einen Vergleich zwischen den beiden Systemen anzustellen und jeweils einen Sieger auszumachen. Um meine Aussagen leichter nachvollziehbar zu machen, werde ich dabei das Asterix Römerlager direkt mit dem Lego-Set 76388 Besuch in Hogsmeade vergleichen, da beide etwa gleich viele Teile haben, Gebäudestrukturen darstellen und auf einer Lizenz basieren.

Dann lasst uns mal mit dem großen Vergleich starten…

Die Verpackung

Die Verpackung des Römerlagers kommt ein wenig ramschig daher, mit fünf verschiedenen Schriftarten einem ganzen Stapel an Qualitätssiegeln und einem etwas blassen Hauptmotiv. Fast schon belustigend finde ich den „3 Jahre Garantie“-Sticker, wenn ich mir meine 30 Jahre alten und immer noch (fast) tadellosen Lego-Steine ansehe. Wobei Lego über Garantien gar nichts schreibt, sie werden sich also wohl auf die zwei Jahre gesetzlicher Gewährleistung beschränken.

Die Lego-Verpackungen wirken deutlich wertiger mit ihrem gleichmäßigen Design über eine Produktlinie hinweg und dem besser gestalteten Arrangement des Hauptmotivs. Dafür übertreiben sie es mittlerweile ein wenig mit den Hintergrundmotiven, die es teilweise schwer machen zu erkennen, was denn jetzt eigentlich Teil des Sets ist. Gerade bei dem Hogsmeade-Set wird das recht deutlich.

Was den Plastikmüll bei den Verpackungen der einzelnen Bauabschnitte angeht, schenken sich beide Hersteller nichts. Auch die Clippys sind in vielen kleinen Einzelverpackungen aus transparentem Plastik verschweißt. Insgesamt würde ich aber sagen, dass die Packungen dort besser gefüllt sind und auch der Um-Karton ist gerade groß genug um alles aufzunehmen. Lego gönnt sich da ein wenig mehr Platz (und Material) als unbedingt nötig.

Alles in allem gebe ich hier jedem einen Punkt, es steht also 1 zu 1.

Die Anleitung

Gerade einmal 77 Seiten hat die Anleitung des Römerlagers während Hogsmeade auf zwei Anleitungen aufgeteilt insgesamt 208 Seiten auf die Waage bringt. Die größte Besonderheit bei Lidl ist hier das von anderen Herstellern bekannte Vorgehen, In jedem Bauabschnitt alles was nicht neu dazukommt schwarzweiß darzustellen. Das hilft zwar an mancher Ecke dabei, nichts zu vergessen funktioniert insgesamt aber nicht so gut, wie man meinen könnte. Vor allem wenn man weiße Steine verbaut ist oft gar nicht mehr der Unterschied zwischen alten und neuen Steinen zu erkennen und man tut sich mit der Orientierung schwer.

Insgesamt sollte ein 5-jähriger aber keine großen Probleme mit der Lidl-Anleitung haben, was sicher auch an dem stark vereinfachten Design des Modells liegt. Eine Ausnahme könnten hier die Sticker sein, die im Gegensatz zu Lego nicht nummeriert sind und in der Anleitung auch nicht sehr klar visualisiert werden. Da kann ich mir gut vorstellen, dass am Ende des Bauens noch ein paar auf dem Bogen sind, die man in der Anleitung übersehen hat.

Gerade bei dem Hogsmeade Set hat Lego in der Anleitung noch darauf verzichtet, die roten Umrandungen um alle in einem Bauabschnitt neu hinzugefügten Teile zu markieren einzufügen. Gerade in einem 8+ – Set hätte ich das aber schon als Hilfestellung erwartet.
Dafür sind die Anleitungen der kleineren Sets (siehe 2. Bild) sehr klein. Das Format dürfte etwa 2mal Scheckkartengröße haben und die Bilder sind teilweise schon schwer zu interpretieren.

Der Punkt geht in meinen Augen an Lego, wenn auch nur knapp. Hier merkt man einfach die Jahrzehnte an Erfahrung, die sie mit der Erstellung von

guten Anleitungen gemacht haben.

2 zu 1 für Lego.

Die Bausteine

Kurzum, an der Steinequalität der Clippys fehlt sich nichts. Das Bauen geht flüssig von der Hand, die Klemmkraft ist ein wenig stärker als bei Lego, was Vor- und Nachteil zugleich sein können und man hat nie das Gefühl, hier würde irgend etwas nicht passen. Die Farbtreue spielt in der gleichen Liga wie bei Lego, auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt, da die Farbauswahl und auch die Steinevarianz deutlich reduzierter ist im Vergleich zu Hogsmeade oder anderen ähnlichen Sets des Lego-Portfolios.

Mir als Lego-Vielbauer fällt dann allerdings doch der Unterschied ein wenig auf. Gleiche Teile halten unterschiedlich fest, richten sich nicht exakt gleich an Kanten aus oder reiben leicht aneinander. Das merkt man besonders bei dem im Set enthaltenen Rammbock, der einfach nicht schwingen will, weil die Passgenauigkeit einfach nicht ganz so gut ist.
Ein wenig seltsam wirken auch einige der Steine (zum Beispiel die Räder) deren Noppen nicht ausgefüllt sondern innen hohl sind. Warum das so gemacht wird weiß ich nicht, die Kombination mit vollen Noppen sieht aber nicht wirklich gut aus.

Der Qualitäts-Unterschied reicht mir hier nicht aus um Lego den klaren Sieg zuzusprechen auch wenn sie, allen Unkenrufen zum Trotz, nach wie vor an der Spitze der Qualitätspyramide bei Klemmbausteinen stehen und da sicher auch so schnell nicht wegzubekommen sind.

Seltsamer Stand-Stein mit aufgedruckten Produktinformationen

Unentschieden, es steht 3 zu 2 für Lego.

Das Set-Design

Das schlichte Design des Römerlagers passt natürlich zu den Asterix-Zeichnungen, die ja auch sehr reduziert sind und mit wenigen und dafür knalligen Farben auskommen. Aber man merkt doch deutlich, das hier mehr der Rotstift des Controllers am Werk war, als der Freigeist eines Designers. Gerade einmal 138 verschiedene Teile sind in dem Set enthalten während es bei Hogsmeade 298 sind. Und Lego gönnt sich 40 verschiedene Farben während das Römerlager nur acht hat (ohne Minifiguren). Dieser Unterschied sorgt für deutlich mehr Detailtiefe bei Lego. Und selbst wenn man in Betracht zieht, dass Hogsmeade für die Altersstufe 8+ gedacht ist und das Römerlager für 5+ ist bleibt das Set hinter denen von Lego zurück. Die bieten da selbst in ihrer 4+-Reihe schon mehr fürs Auge. Besonders die Ramme als Side Build ist nicht sehr gelungen und funktionieren tut sie auch nicht wirklich.

Die Spielfunktion mit dem Fallenden Turm ist aber nett und auch an anderen Stellen finden sich noch kleine Details (z.B. das Vogelhäuschen) die das ganze Set auflockern.

Was Sticker angeht ist auch Lidl gut dabei. Insgesamt 36 Stück dürfen hier verklebt werden um dem Set ein wenig Tiefe zu geben. Die Motive sind hier einfacher und blasser als man es von Lego gewohnt ist und das gerade die Aufkleber für die Radnaben ein 3d-Motiv haben, was beim drehen der Räder einfach nur doof aussieht, verdient fast schon einen Strafpunkt. Außerdem fehlt hier eine Nummerierung undSticker über mehrere Steine hinweg zu kleben mag ein besseres Gesamtbild geben, widerspricht aber dem Wiederwendungsgedanken von Klemmbausteinen. Auch hier kann Lego besser Punkten.

Der Design-Punkt geht damit ganz klar an Lego: 4 zu 2

Die Minifiguren

Eines der größten Probleme, die Lego-Konkurrenten seit Jahren haben ist es, Minifiguren zu erschaffen die keine Lego-Lizenz verletzen und trotzdem gut aussehen. Im Römerlager sind 4 Soldaten, ein Centurio, Asterix und Obelix als Figuren enthalten. Die Bedruckungen sind schlicht, passen damit aber zur Lizenz. Die Form der Figuren ist etwas klobig und die Gelenke sind nicht ganz so gut wie bei Lego-Figuren. Besonders die Arme sind deutlich zu schwer zu bewegen. Was noch negativ auffällt, ist, dass man die Figuren komplett zusammenbauen muss, d.h. jeder Arm und jede Hand sind ein extra Einzelteil. Dazu sind der linke und der rechte Arm auch noch leicht unterschiedlich aber schwer auseinanderzuhalten. Ein 5-jähriger baut das nie und nimmer richtig zusammen und bekommt die Arme vermutlich auch nicht in ihre Halterungen.

Es zeigt sich hier mal wieder, was für ein geniales Design Lego mit seinen Minifiguren erschaffen hat und sie holen sich diesen Punkt: 5 zu 2 für Lego

Der Preis

27,99 Euro für das Römerlager versus 79,99 UVP für Hogsmeade, da muss man nicht lange diskutieren, selbst wenn man bei den Lego-Sets im Allgemeinen noch 20 % Rabatt abziehen kann. Weil der Unterschied dann über 100 % liegt, gebe ich hier nicht nur einen, sondern gleich 1,5 Punkte an Lidl.

5 zu 3,5 für Lego.

Endstand?

Eigentlich wäre ich an der Stelle mit meinen Kategorien durch und hätte einen Endstand. ABER: Es hat im Römerlager ein Teil gefehlt. Für ein Klemmbausteinset ist dass in meinen Augen der Supergau, der einfach nicht passieren sollte und dass mir das gleich beim ersten Set passiert motiviert nicht gerade dazu, sich hier weitere zu kaufen. Ich konnte mir zwar aus meinem Fundus Ersatz besorgen aber da die Farben der beiden Marken nicht kompatibel sind, passt es eben nicht exakt zusammen. Um das klarzustellen, auch bei Lego-Sets haben mir schon zweimal Teile gefehlt und defekt waren auch schon welche. Aber hier habe ich eben auch einen erstklassigen, einfach zu nutzenden Support und bekomme Ersatz in wenigen Tagen. Bei Lidl weiß ich nicht mal genau, wie ich das jetzt anstellen soll. Ich werde mal versuchen, das Teil zu bekommen und euch dann berichten. Für meinen Vergleich gebe ich Lego hier aber noch einen Punkt extra wegen des Services, den man mit jedem Kauf dazubekommt.

Der Endstand ist damit 6 zu 3,5 für Lego.

Fazit

Wenn man ehrlich ist, sind die Clippys keine echte Konkurrenz für Lego. Für den gleichen Preis, den Lego für Sets dieser Größe verlangt wären die nie und nimmer über den Ladentisch gegangen und das liegt nicht nur an der Marke und den Fan Boys, die dahinterstehen. Lego ist einfach besser. Es sind keine Welten, die dazwischen liegen aber wer sich mit Qualität beschäftigt weiß, dass 10 Prozent besser immer mindestens 50 Prozent teurer bedeuten. Daher sind die Clippys eher eine Alternative für den kleinen Geldbeutel um seinen Kindern auch die Möglichkeiten von Klemmbausteinen näherzubringen. Als solches passen sie deshalb auch gut ins Sortiment von Läden wie Lidl und Aldi und werden dort sicher auch in Zukunft einen Markt finden. Aber Lego wird sich deshalb keine großen Sorgen machen müssen, diese Sets werden weniger anstatt als zusätzlich zu Lego gekauft werden.