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MOC Making Of: Rundballenpresse

Auf Lego Ideas oder Instagram gibt es tausende von hervorragenden MOCs zu allen möglichen Themen. Dabei werden einem allerdings fast immer nur die fertigen Modelle gezeigt, denen man nicht immer ansieht, wie viel Arbeit eigentlich in ihnen steckt und denen oft ein langer Design- und Entwicklungsprozess vorausgeht.

In diesem Artikel möchte ich euch am Beispiel meiner Rundballenpresse einmal durch den ganzen Prozess führen, um euch einen Einblick in all die Arbeit zu geben, die selbst in einen so kleinen Klemmbaustein MOC fließt.

Warum eine Rundballenpresse?

Der erste Schritt zum MOC ist immer die Idee und natürlich hat man immer eine ganze Menge davon gleichzeitig im Kopf. Da ist es schwer, sich für eines zu entscheiden. Mir haben hier zwei Dinge geholfen: Zum einen hat mich die Beliebtheit meines Traktor-Anhänger dazu motiviert, über weitere Modelle zum Thema Landwirtschaft nachzudenken. Schließlich ist das auch ein von Lego stark vernachlässigtes Thema und mir es schon wichtig, Modelle zu bauen die auch für andere interessant sind.
Zum anderen muss ich die Beschränkungen bezüglich Zeit, Kosten und meinem eigenen Skillset berücksichtigen, da war es von vorneherein klar, dass ich nichts allzu Großes bauen kann.

Neben der Rundballenpresse standen am Anfang auch noch ein Ladewagen, ein eigener Traktor und ein Heuschwader zur Auswahl. Das es am Ende die Presse geworden ist, lag in erster Linie daran, dass ich mir die anderen Sets noch nicht ganz zugetraut habe. Ich stehe ja auch erst am Anfang als MOC-Bauer.

Was man an dieser Stelle auch noch für sich beantworten muss, ist, in welchem System und in welcher Skala man bauen möchte. Für mich war aber von vorneherein klar dass ich für das Minifig-Format baue und auch kein Technik-Set sondern ein City-Set haben möchte.

Schritt 1: Die ersten Prototypen

Nachdem die Entscheidung zu Gunsten der Presse als MOC gefallen war, habe ich mich an meinen Bautisch gesetzt, eine Menge Teileboxen mit Steinen vor mich gestellt und mich erst einmal damit beschäftigt, eine gut funktionierende Klappmechanik zu bauen.

Bei den ersten Versuchen habe ich die abgerundeten Platten als Außenwände benutzt, die Lego mit den Mario-Sets eingeführt hat, weil ich deren Grundform mag und ich keine allzu dicken Wände haben wollte. Auf den Bildern ist eine Version zu sehen, in welcher der Klappmechanismus sehr gut funktioniert hat. Die Ballen wurden von ganz alleine mit ausgeworfen und waren auch leicht wieder einzufügen.

Allerdings gab es bei der Variante auch Probleme. Die Ummantelung der Klappe war einfach nicht schön abschließend hinzubekommen und bei der verwendeten Bautechnik war es unvermeidbar, dass die beiden Seiten a symmetrisch waren. An einer Stelle unterschieden sie sich um 1/3 Höheneinheit und ich habe keine gute Möglichkeit gefunden, das auszugleichen. Hier fehlt mir sicher noch die Erfahrung, denn ich bin mir sicher, dass es dafür gute Lösungen gäbe. Insbesondere mit Technic habe ich relativ wenig zu tun und mir fehlen auch entsprechende Teile, weshalb ich mich auf welche aus dem normalen Lego System beschränken musste (und wollte).

Nach einigem Herumprobieren bin ich schließlich dazu übergegangen, einen Mechanismus für eine Wandbreite von einem Brick zu bauen. Das gab mir dann auch deutlich mehr Möglichkeiten was die eigentliche Mechanik anging.

Auf dem Bild ist die erste Version dessen zu sehen, was am Ende im Modell verwendet wird. Mir war es hier wichtig, eine Klappe mit schrägem Abschluss zu haben, weil ich mir das einfach ein wenig eleganter vorgestellt habe. Das schränkte mich zwar im folgenden Prozess immer wieder bei der Auswahl der Teile und beim Bau ein, war es aber in meinen Augen wert.

Was man auf den Bildern noch recht gut erkennen kann, ist mein genereller Ansatz, bei den ersten Entwürfen keine Rücksicht auf Farbauswahl, exaktere Details und Stabilität zu nehmen. Es geht in diesem Stadium lediglich darum, die grundlegenden Formen, Funktionen und Größenverhältnisse zu entwickeln, der Rest kann später kommen.

Schritt 2: Ein erstes Gesamtergebnis

Nach der Klappe und einer einfachen Aufnahmewalze habe ich eine erste Version des Gesamtfahrzeugs gebaut, um die Größe einschätzen zu können und ein wenig an der Stabilität zu feilen. Auch Räder und eine Deichsel kamen jetzt dazu und schon hatte ich mein erstes fertiges Modell.

Wie ich auf die Variante mit den zwei Achsen gekommen bin, weiß ich nicht mehr aber für eine Weile fand ich das sehr passend. Im Nachhinein war es aber sicher eine gute Entscheidung, davon abzukommen. Aber das wird einem oft erst bewusst, wenn man es gebaut vor sich stehen hat. Darum kann ich in der Phase nur empfehlen, einfach auszuprobieren und nicht zu sehr auf Details zu achten. Es geht wirklich mehr um den Gesamteindruck und die Grundfunktionen.

Auch wenn die Deichsel zusammen mit der Front nur ein einfaches Element zu sein scheint, habe ich hier viele verschiedene Varianten ausprobiert, v.a. der Übergang hat mir lange nicht gefallen. Im späteren Verlauf werdet ihr auch sehen, dass sich die Front fortlaufend verändert hat.

Schritt 3: Go Digital

An dieser Stelle war es für mich an der Zeit, im Digitalen weiterzubauen. Zum Einen habe ich einfach nicht alle Teile, um wirklich alles real zu bauen und zu testen und zum Anderen gehen Bau und Detailierung dort auch deutlich schneller, wenn man sich ein wenig mit den verwendeten Tools auskennt. Außerdem wollte ich Ende sowieso eine Anleitung haben, da war es klar, dass ich den Schritt irgendwann gehen muss.

Als Tool setze ich auf das Bricklink Studio, das ich mittlerweile ausreichend gut beherrsche und das einige wirklich sehr gute Features besitzt. Es wäre auch der immer noch geläufige Lego Digital Designer möglich, in dem hatte ich aber bei meinem letzten Versuch oft das Problem, die gewünschten Teile zu finden.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich auch auf die Farbauswahl geachtet und mich für ein dunkles Grün entschieden. Zum Teil war diese Farbe auch vorgegeben, da die schrägen Panels an der Klappe nur in wenigen Farben überhaut zur Verfügung stehen.

Leider habe ich es an der Stelle versäumt, mehrere Versionen des Modells zwischenzuspeichern, weshalb ich hier nur einige wenige Bilder zeigen kann. Einen kleinen Eindruck des Prozesses geben diese aber trotzdem.

Schritt 4+: Schleifen drehen

Nach dem ersten vollständigen Entwurf im Studio habe ich die nächsten Stunden damit verbracht, zwischen dem digitalen Tool und der realen Welt hin und her zu springen und mich Schritt für Schritt dem Endergebnis angenähert. Der regelmäßige Abgleich war deshalb sinnvoll, weil das Studio dir nicht sagt, ob eine Verbindung auch stabil ist und einem auch keinen so guten Eindruck der Größenverhältnisse gibt, wie ein echtes Modell. Insbesondere die Walze musste ich mehrfach anpassen, weil ich digitale Versionen hatte, die einfach nicht hielten oder bei denen Teile rausrutschen konnten.

In dieser Phase kamen jetzt auch die Details hinzu. Das größte ist hier sicher die kleine Auswurfmechanik, die ich auch zunächst als Prototyp in echt und dann im digitalen gebaut habe. Ich wollte einfach noch eine kleine Spielfunktion haben und das erschien mir als das Nützlichste. Außerdem habe ich den Seiten ein wenig Struktur gegeben und – wie bereits geschrieben – die gesamte Front mehrfach neu strukturiert und umgebaut.

ich habe das reale Modell dabei sicher ein Dutzend Mal zerlegt und zum Teil neu gebaut. Davor sollte man an dieser Stelle noch keine Angst haben. Im Gegensatz zum Bau eines Revell-Modells lässt sich Lego ja zum Glück sehr leicht umbauen, das spielt meinem inkrementellen Baustil in die Hände.

Das Endergebnis

Nach vielen Iterationen hatte ich schließlich sowohl ein digitales als auch ein halbwegs farbtreues reales Modell vor mir stehen, die mir beide gut gefielen. Sie sind am Ende nicht exakt gleich, weil mir einfach die Teile gefehlt haben, aber das werde ich irgendwann noch mit Hilfe von Bricklink korrigieren.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn es sicher noch weit weg von dem ist, was Lego hier hätte machen können. Dafür ist mein MOC deutlich stabiler als das, was Lego normalerweise liefert. Damit kann auch mein vierjähriger Neffe spielen, ohne es gleich zu zerlegen. Mir ist das auch wichtig, dass meine MOCs keine Ausstellungsstücke sind, zumindest bei so kleinen Sachen.

An der Stelle habe ich schließlich auch die Anleitung erstellt, die ihr unter dem Original-Artikel zur Ballenpresse hier finden könnt. Das Bricklink Studio hat hier ebenfalls ein sehr gutes Tool mit an Bord aber es ist trotzdem eine ganz schöne Arbeit, hier vernünftige Schritte zu bauen und Sub-Modelle für Teile wie die Klappe zu gruppieren. Aber es lohnt sich, nicht nur für euch und meinen Blog sondern auch für mich. So habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich das Set eines Tages wieder zerlege, weil ich es jederzeit wieder hinbekommen kann.

Post-Production

Nachdem schon alles fertig und Artikel und Anleitung bereits erstellt waren, fand ich im Studio eine Funktion, die ich bisher immer ignoriert hatte: Die Anzeige falsch verwendeter Teile. Offenbar hatte ich einige Teile in Farben benutzt die es dafür gar nicht gab. Also musste ich nochmal einiges umbauen um dieses Problem zu beheben. Das Thema hielt mich auch davon ab, komplett andere Farben auszuprobieren, weil es vor allem die schrägen Panele eben nur in sehr wenigen Varianten gibt. Das im Realen verwendete Grau wollte ich an der Stelle auch nicht nehmen. Mit ein paar Umbauschritten lies sich dieses Problem aber leicht beheben,

Dann fand ich die nächste Funktion im Bricklink Studio: Man kann sich dort einfach die Kosten seines Sets anzeigen lassen (basierend auf den Durchschnittspreisen auf Bricklink).

Hier bekam ich zunächst einen Schock: über 300 Euro sollten die 191 Teile kosten, die das Set an der Stelle hatte. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass es einige bestimmte Teile gab, die in den benutzten Farben zwar zu haben aber sehr teuer waren. Zum Beispiel kostet die 1×10 Plate in Dunkelgrün einzeln 17,21 Euro und jede der grünen 1×1 Brick Modified mit Clip an der Klappe je 18,09 Euro.

Es war mir wichtig, den Preis herunterzubekommen, wem half den eine Anleitung wenn er 300 Euro für die Teile eines so kleinen Sets ausgeben musste. Also fing ich an, alle teuren Teile durch günstigere zu ersetzen, wodurch einige Stellen entstanden, bei denen sich ein Bauer sicher fragt: Warum hat er das nur so umgesetzt. Hier hat es Lego halt deutlich leichter, die produzieren die Teile einfach in den Farben, die sie brauchen

Ein besonders häufiger Fehler war bei mir die ständige Verwendung von light gray anstelle des seit Jahren üblichen light bluish gray. Im Studio ist der Unterschied kaum zu erkennen, da muss man die Teile dann wirklich genau durchgehen.

Nachdem ich die Umbauen abgeschlossen und die Anleitung zum großen Teil nochmal neu gemacht hatte, konnte ich den angezeigten Preis auf unter 40 Euro drücken, was in meinen Augen ein fairer Preis für ein MOC dieser Größenordnung ist. Das teuerste Einzelteil ist jetzt mit 5,12 Euro die bedruckte Panele auf der rechten Seite. Die kann jeder natürlich durch etwas günstigeres ersetzen, aber ich fand sie einfach passend.

Fazit

Ein Klemmbaustein-MOC baut sich nicht von alleine. Hinter all den Modellen, die man im Internet finden kann, ob groß oder klein, steckt eine Menge an Arbeit, Entscheidungen und unzählige Fehlschläge. Aber mit jedem Schritt kommt man seinem Ziel ein wenig näher und hat man endlich ein fertiges Modell vor sich hat sich die Arbeit wirklich gelohnt. Und wenn man zwischendrin mal nicht mehr weiterkommt lohnt es sich, einfach für ein paar Tage eine Pause einzulegen.

Mir ist wichtig, beim MOC-Bau klein anzufangen. Sich gleich ein riesiges Star Wars-Diorama vorzunehmen oder den komplexen Nachbau seines Lieblings-Autos wirkt nur demotivierend weil man eben auch das Bauen von Lego-Modellen nicht nur lernen sondern vor allem auch üben muss.