Steinbauzentrale

Das Beste aus der Welt der klemmbausteine

Review – Mould King Art Gallery

Unter den alternativen Klemmbausteinherstellern hat sich in den letzten Jahren Mould King zu einem der bekanntesten entwickelt und zu Weihnachten habe ich es endlich geschafft, mir eines ihrer Sets zum Zusammenbau zu besorgen. Für meine erste Erfahrung mit Mould King habe ich mich für eines ihrer Modular Buildings entschieden, der Novatown Art Gallery mit der Artikelnummer 16043, die es bei verschiedenen Händlern zur Zeit für um die 150 Euro zu kaufen gibt. Auf der offiziellen Seite ist das Set übrigens nicht mehr gelistet, es kann also sein, dass es bald nicht mehr ganz so einfach zu bekommen ist.

Das Set

Das Mould King Set 16043 Novatown Art Gallery lässt sich zur Reihe der Modular Buildings zählen und zielt damit eher auf Erwachsene Kundschaft ab, die sich zu Hause eine kleine Stadt in ihrem Hobbykeller baut oder die Gebäude auf einem Regal zur Schau stellt. Mit 3536 Teilen und einem zugehörigen Lichtset ist es um einiges umfangreicher als Lego-Sets der gleichen Art und auch um einiges günstiger.
Das Set kommt auf zwei halben Baseplates daher und hat somit die gleiche Grundfläche wie die meisten Lego Modulars.

Aufbau und Struktur

Das Set ist in 10 größeren Tüten verpackt, die jeweils wieder 4-5 kleinere enthalten. Man muss also nicht erst 30 Packungen in 10 Stapel aufteilen und kann so schneller loslegen. Plastikmüll hat man am Ende allerdings auch hier genug. Immerhin lassen sich die Tüten leicht von Hand öffnen und es braucht keine Werkzeuge.

Die Anleitung ist deutlich dünner als vergleichbare von Lego und ich habe mir doch ein wenig schwerer beim Zusammenbau getan, als ich es gewohnt bin. Damit meine ich nicht, dass es wirklich schwer ist, aber man übersieht doch immer mal wieder ein Teil, dass dann später nicht verbaut ist und bei gleichfarbigen Steinen ist die Trennkante schwer zu erkennen. Da muss man dann genauer hinsehen.
Die Bauabschnitte sind aber gut strukturiert und man hat immer etwas halbwegs stabiles in der Hand an dem man weiterbauen kann.

Innenansicht beider Gebäudeteile

Was mir auch sehr gut gefällt, ist die Trennung in zwei Hälften, dank derer man das Haus aufklappen kann wie ein Puppenhaus. Das wünsche ich mir bei Lego schon lange. Die Bespielbarkeit für Kinder ist so um Längen besser weil sie überall Figuren platzieren und bewegen können. Natürlich sind die Modulars eigentlich nicht zum Spielen gedacht aber auch die Details der einzelnen Stockwerke lassen sich viel besser erkennen. Nur ein zweites Scharnier hätte ich mir gewünscht, um beide Teile richtig zusammenzuhalten. Ich fände es einfach besser, wenn es am Ende auch nur ein Modell ist als zwei.

Wie lange ich daran gebaut habe, kann ich nicht sagen, weil ich in Teilen auch Hilfe von meinen Neffen hatte aber es dürften 3-4 Stunden gewesen sein. Die meiste Zeit ging das Bauen schön von der Hand und hat Spaß gemacht nur die Sticker waren wie immer ein wenig anstrengend. Bei dem großen Kunstwerk mit den vielen 1×1 Slopes hatte ich zum Glück Hilfe, sonst hätte mich das vermutlich auch ein wenig genervt.

Am Ende des Aufbaus ist das Haus wirklich massiv. Durch die komplexen Außenwände hat man an vielen Stellen Doppelwände, die das ganze schwer machen. Da weiß man dann auch, wo die 3500 Teile hin sind. Im Innenraum könnten ein paar Aufbauten ein wenig stabiler angebracht sein. Besonders die Glastreppe fällt hier negativ auf. Hier verstehe ich einfach nicht, wieso die oben nicht auch mit Noppen fixiert ist. Praktisch jedes Mal, wenn ich das Set umstelle, fällt die Treppe heraus. Insgesamt sind das aber nur kleinere Probleme.

Die Treppe hält einfach nicht

Design

Ohne Umschweife kann ich sagen, dass die Art Gallery für mich eines des schönsten Modular Buildings ist, die ich kenne (Einschließlich der Lego-Sets). Die Außenfassaden sind abwechslungsreich, ohne überladen zu wirken. Die gewählten Farben spielen sehr gut zusammen und vermitteln sehr gut den Eindruck einer modernen Kunstgalerie. Es ist wohl auch wirklich ein eigenes Design das nicht die Kopie einer echten Galerie ist. So viel eigene Kreativität habe ich wirklich nicht von einem Hersteller erwartet, der in anderen Bereichen recht schamlos Designs kopiert. Was besonders positiv auffällt, sind die komplett farbtreuen Außenwände, bei denen keine Einzelteile plötzlich in anderen Farben herausstechen. Das liegt natürlich vor allen an den bereits erwähnten Doppelwänden.

Auch die Innenräume sind vielfältig gestaltet und besonders die verschiedenen Kunstwerke können überzeugen. Die 36 Sticker sind an der Stelle verständlich, da in einer Kunstgalerie nun mal viele Bilder zu erwarten sind. Bei den Motiven hätte ich mir mehr abstrakte Kunst gewünscht, das würde besser zu den gebauten Werken wie dem Mondrian passen. Das herausziehbare Atelier ist eine pfiffige Idee, die das Set besser bespielbar macht und natürlich fehlt auch eine Katze nicht, die sich im Lagerraum tummelt.

Am meisten vermisse ich dann aber schon Minifiguren. Die hauchen einem Haus nun Mal Leben ein und geben einem viele Gestaltungs- und Spielmöglichkeiten. Nicht umsonst legt Lego seit Jahren mehr und mehr Wert auf deren individueller Gestaltung. Vorhandene Konkurrenzsystemen fehlt es aber an dem Charme der Lego-Figuren und die sind nun mal geschützt.

Steinequalität

Die Steine von Mould King kommen schon sehr nahe an die der großen Konkurrenz heran und sind auf jeden Fall um Welten besser als die von BlueBrixx / Xingbao. Bei einigen Teilen ist ungewöhnlich viel Kraft beim Zusammenbau nötig und sie lassen sich auch nicht wieder so leicht trennen wie gewohnt. Größere Flächen wie zum Beispiel an der Außenfassade sind dafür schön glatt und ohne Lücken. Besonders positiv fällt die Farbtreue über alle Steine hinweg auf. Bedenkt man die Probleme, die Lego in diesem Bereich schon seit geraumer Zeit hat, hat Mould King hier sogar die Nase vorn. Negativ aufgefallen sind mir eigentlich nur ein paar Teile mit Clips (aber auch da nicht alle) und runde Klemmelemente wie bei einem Lampenständer oder den Fliesen mit Noppe in der Mitte. Das hält einfach nicht gut und man hat ständig Steine in der Hand.

Was noch zu sagen ist

  • Das Lichtsystem ist nichts weiter als etwa 20 cm LED-Band das man an eine Batteriebox (3xAAA) anschließen kann. So wirklich gute Beleuchtung ist das nicht, vermutlich dient es mehr als zusätzliches Kaufargument um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Das sollten sie entweder besser an das Set anpassen oder einfach weglassen.
  • Leider gibt es von Mould King keine Online-Bibliothek für digitale Baupläne. Für mich sollte das heutzutage zum Standard gehören, weil gerade so große Sets am besten in einer Gruppe gebaut werden sollten. Dabei ist es nicht mal sonderlich aufwändig. Eine einfache Website mit Downloadlinks würde mir schon reichen.

Fazit

Da muss sich Lego echt warm anziehen. In meinen Augen ist die Art Gallery ein sehr gelungenes Modular Building und trifft meinen Geschmack deutlich besser als der eben erschienene Jazz Club von Lego. Daher wird es vermutlich auch das erste „Nicht-Lego“-Set sein, dass es in meine Lego-Stadt schafft. Es dürfte eine willkommene Abwechslung zu den „überdetaillierten“ Sets vom dänischen Hegemon sein.
Auch an der Steinequalität gibt es nichts zu mäkeln, auch wenn es sich ein wenig hakeliger als beim großen Konkurrenten anfühlt. Wenn Mould King noch ein wenig an ihren Anleitungen feilt (und sie digital verfügbar macht), das Lichtsystem besser macht und preislich auf dem aktuellen Niveau bleibt dann kann man sie in jedem Fall als ernstzunehmende Konkurrenz zu den Modular Buildings von Lego ansehen. Das Einzige was am Ende wirklich fehlt, sind brauchbare Minifiguren.

Hut ab Mould King.