Steinbauzentrale

Das Beste aus der Welt der klemmbausteine

Lego wird immer teurer! Stimmt das?

Lego ist teuer! Das steht außer Frage und jetzt, wo mehr und mehr andere Hersteller Produkte auf den Markt bringen bekommt man auch besseres Gefühl dafür, was Klemmbausteine kosten sollten. Gerade in letzter Zeit wird auch oft behauptet, das Lego noch dazu immer teurer werden würde! Aber stimmt das auch? Dieser Frage versuche ich in diesem Artikel auf den Grund zu gehen.

Grundlage: Die Daten

Um die Preisentwicklung von Lego-Sets beurteilen zu können, benötigen wir zunächst Daten über Sets und Preise der vergangenen Jahre. Zum Glück gibt es im Internet verschiedene Datenbanken, die man hierzu verwenden kann. Die von mir verwendeten Daten stammen von Brickset und beinhalten alle Sets zwischen den Jahren 2010 und 2020.

Da es erst ab ca. 2015 auch Euro-Preise bei Brickset gibt, ich aber eine möglichst lange Zeitreihe betrachten möchte, benutzen wir die USD-Preise, da man davon ausgehen kann, dass sie sich ähnlich zu den Preisen in Europa entwickelt haben auch wenn sie in absoluten Werten natürlich nicht gleich sind.

Sets, bei denen kein Preis angegeben wurde, werden nicht berücksichtigt, daher kann es sein, dass einige Werte nicht exakt mit denen übereinstimmen, die auf anderen Seiten zu finden sind.

Um nicht zu sehr von Ausreißern beeinflusst zu werden, wurden einige Kategorien wie z.B. Duplo oder Powered Up aus den verwendeten Daten herausgefiltert.

Zusätzlich beschränken wir uns auf Sets mit mindestens 200 Teilen um Spezialsets wie Schlüsselanhänger, Kleidung zu entfernen.

Der Vergleichswert: Preis pro Teil

Um überhaupt die Preise verschiedener Sets vergleichen zu können, benötig es ein Maß, dass für alle gleich berechenbar ist. Mit den vorhandenen Informationen kommt hier nur das Verhältnis von Gesamtpreis zu Teileanzahl in Frage. Dieses Maß ist sicher nicht ideal, da es außer acht lässt, das Teile unterschiedlich groß und komplex sein können. Bei einer ausreichenden Menge an Sets gleichen sie die dadurch entstehenden Verwerfungen allerdings mehr und mehr aus. Dazu weiter unten mehr.

Oft wird auch vorgeschlagen, als Vergleichswert den Preis pro Gramm Plastik zu verwenden. Mit Daten von Bricklink wäre der sogar (mit ein wenig Aufwand) ermittelbar. Warum dieser Wert allerdings sehr wenig Aussagekraft hat, erklärt der bekannte LEGO-Youtuber Jangbricks sehr ausführlich hier.

Eine erste Übersicht

Dollarpreis / Teile für die Jahre 2010 bis 2020

In der Übersicht oben sind verschiedene Kennzahlen für die Jahre 2010 bis 2020 über alle im Datensatz enthaltenen Sets enthalten. Dabei stechen bereits einige interessante Fakten ins Auge. Zum einen hat sich die Gesamtanzahl an Sets pro Jahr innerhalb einer Dekade mehr als verdoppelt. Will man sich also von jedem Lego-Set eins in die (sehr große) Wohnung stellen, muss man deutlich mehr Sets – und damit natürlich auch Geld – in die Hand nehmen. Auch die Teileanzahl pro Set ist gestiegen, auch wenn sie zwischen den Jahren immer mal wieder schwankt. Das wundert nicht, weil durch die Zunahme von Sets, die sich an Erwachsene richten auch größere und teurere Sets am Markt ankommen (Die Modular Buildings, Architecture Sets, Mosaike etc.).

Am auffälligsten ist sicher, dass der Preis pro Teil nicht nur nicht gestiegen ist, sondern insgesamt leicht gefallen. Von 11,44 Cent in 2010 zu 10,42 Cent in 2020 ist immerhin eine Preissenkung von knapp 10 Prozent. Dabei ist noch nicht einmal die Inflation berücksichtigt, die über 10 Jahre in den USA immerhin fast 20 Prozent betrug. (siehe https://www.laenderdaten.info/Amerika/USA/inflationsraten.php)

Alles gut also? Lego wird immer billiger und die ganzen Hater im Netz labern nur Blödsinn? Ganz so leicht wollen wir es uns natürlich nicht machen, wir schauen als ein wenig genauer hin.

Themenwelten im Vergleich

Mit der oben angezeigten Grafik erhält man ein differenziertes Bild für verschiedene Themenwelten. Sie zeigt die Preisentwicklung der vier größten Lego-Themen City, Star Wars, Friends und Ninjago an, sowie einen Schnitt über alle Sets aller Themen. Die Reihe beginnt erst 2012, weil Friends erst in diesem Jahr erschienen ist, vorher also keine Vergleichsdaten zur Verfügung stehen.

Auch hier lässt sich nochmal der insgesamt fallende Preis pro Teil über alle Sets gut ablesen. Außerdem ist gut zu erkennen, dass das Set-Thema einen signifikanten Einfluss auf den Verkaufspreis hat.

Die Preise für City-Sets unterscheiden sich deutlich von den anderen Reihen und sie zeigen ganz klar nach oben. Zwischen dem tiefsten Punkt 2012 (11.51 Cent) und dem höchsten 2020 (15 Cent) liegen 3,5 Cent, das ist eine Steigerung von ca. 30 Prozent. Der Knick in 2017 macht aber auch deutlich, das es eben nicht ganz so einfach ist. Schaut man genauer hin, stellt man zum Beispiel fest, dass 2020 zwei City-Sets mit besonders großen Einzelteilen im Angebot sind (60266 Meeresforschungsschiff und 60262 Passagierflugzeug). Bei nur ca. 20 Sets pro Jahr in dieser Reihe fällt also die oben beschriebene Schwäche des Vergleichswerte Preis pro Teil mehr ins Gewicht.

Auffällig ist auch, dass Ninjago nicht nur deutlich günstiger zu haben ist als City, sondern dass sich die Preise dort deutlich nach unten entwickelt haben. Mit unter 9 Cent pro Teil gehört Ninjago auch im Vergleich mit allen anderen Reihen im Sortiment mit zu den günstigsten (siehe Grafik am Ende des Beitrags)

Star Wars billiger als City? Kann das sein

Besonders unerwartet in der obigen Grafik ist sicher, dass die Star Wars Reihe preislich unter City liegt und das, obwohl für Star Wars Lizenzgebühren anfallen und diese ja oft als Argument dafür benutzt werden, dass zum Beispiel die UCS Sets besonders teuer sind.

Da die Wahrnehmung hier in Deutschland eine andere ist, habe ich zum Vergleich die Euro-Preise herangezogen und dadurch entstand folgende Grafik (Achtung: hier sind nur die Jahre ab 2015 abgebildet, da in den Daten davor keine Euro-Werte enthalten sind).

Siehe da, mit Ausnahme von 2020, in dem es bei City den Preissprung durch die Sets mit Großteilen gab, ist die Star Wars Reihe im Euro-Raum knapp teurer als City und deutlich teurer als die beiden anderen Reihen und der Gesamtdurchschnitt. Da sich die Kurven für die anderen Reihen zwischen den Währungszonen nicht signifikant unterscheiden, muss wohl irgendetwas an Star Wars besonders sein.

USA oder Europa – Wer zahlt mehr?

Die oben gefundenen Preisunterschiede zwischen den USD-Preisen und den EUR-Preisen habe ich zum Anlass genommen, ein wenig genauer hinzusehen. Dazu habe ich einige Themenwelten in vier Gruppen unterteilt:

  • Disney: enthält alle Sets der Reihen Disney, Star Wars und Marvel
  • City: enthält nur die Sets der City-Reihe
  • Lego: enthält Sets aus Friends, Ninjago, Creator und Creator Expert
  • Andere: enthält andere Reihen mit Lizenzgebühren: Harry Potter, DC Heroes, Minecraft und Jurassic World

Alle Euro-Preise (pro Teil) wurden dann mit 1,1 multipliziert, was grob dem Durchschnittsdollarkurs der letzten Jahre entspricht. Dadurch werden die Euro-Werte und die Dollar-Wertevergleichbar.

In der obigen Grafik wurden die angepassten Euro-Preise jedes Sets jeweils von den USD-Preisen abgezogen. Ein positiver Wert bedeutet also, dass die Reihe in den USA teurer ist, bei einem negativen Wert ist sie in Europa teurer.

Die Unterschiede bei den Lego-Eigenmarken lassen sich vielleicht noch auf Währungsschwankungen zurückführen aber bei den anderen Gruppen sind eindeutige Unterschiede zwischen den beiden Regionen nicht abzustreiten. So wie es aussieht, werden gerade Lizenz-Themen in Europa mit ca. 2 Cent mehr pro Teil bepreist als in den USA. Ob das eine Entscheidung von Lego ist oder von den jeweiligen Lizenzgebern lässt sich nicht eindeutig sagen. Da es aber nicht nur für Disney sondern auch für andere Lizenzen gilt, scheint es eher Teil von Legos Preispolitik zu sein.

Dafür müssen die Amerikaner ein wenig tiefer in die Taschen greifen, wenn sie City-Sets kaufen wollen, auch wenn der Unterschied hier nicht so gravierend ausfällt.

Und jetzt? Ein Fazit

Die vorgelegten Zahlen widerlegen recht eindeutig, dass Lego in den letzten Jahren merklich teurer geworden wäre. Würde man die Inflation hinzuziehen müsste man sogar von einer deutlichen Preissenkung sprechen.

Allerdings wird auch klar, dass sich der Preis pro Teil aus verschiedenen Teilen zusammensetzt. Die Themenwelt und die Region, in welcher das Set auf den Markt kommt, spielen hier wohl eine entscheidende Rolle.

Letztlich ist und bleibt Lego eine hochpreisige Marke und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er bereit ist diesen Preis für die gebotene Qualität zu zahlen oder ob er auf andere Marken ausweichen will.

Anhang: noch mehr Zahlen

Vergleich von Preisen verschiedener Themen zwischen 2015 und 2020 (EURO-Preise)
Statistiken für einzelne Themenwelten