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MOC Guide: Lego und andere Marken mischen?

Egal ob man direkt mit echten Steinen loslegt oder sein MOC erst einmal am Computer entwirft: Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man echte Teile braucht. Selbst in der größten Teilesammlung gibt es nicht alles und schon gar nicht in ausreichender Menge. Da fehlen einem schnell mal 1000 2×2 Tiles für den Boden oder einige hundert Blatt-Elemente für den Dschungel oder dutzende von Figuren.

An diesem Punkte muss man sich die Frage stellen: Will ich nur LEGO-Teile verwenden oder greife ich Teile fremder Hersteller, die oft deutlich günstiger zu haben sind. In diesem Beitrag, der Teil meines Starter-Guides für MOC-Bauer ist, möchte ich auf diese Frage näher eingehen.

Hinweis: Ich habe bisher nur von 4 Fremd-Herstellern Sets im eigenen Besitz, wenn also einige meiner Aussagen auf andere nicht zutreffen, lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen.

Wie kompatibel ist kompatibel?

Hat man zum ersten Mal Teile von Fremdherstellern in der Hand fallen einem in den meisten Fällen keine großen Unterschiede zu LEGO auf. Die Noppen sind gleich und die Größenverhältnisse passen im Allgemeinen exakt aufeinander. Schaut man aber genauer hin erkennt man doch einige Unterschiede, die ein Kind sicher nicht stören aber für einen Modellbauer doch relevant sind.

Zum einen wäre da mal das Problem mit den Farben. Andere Hersteller orientieren sich oft an den Farben von LEGO aber sie genau zu treffen ist doch sehr schwierig. Lego hat damit ja sogar zwischen verschiedenen Teilen selbst so seine Probleme, denkt man nur an das grün beim Lamborghini. Bei Bild 1 ist links das LEGO Hellgrau (light bluish grey) zu sehen, rechts das von COBI. Hier ist der Unterschied schon sehr eindeutig, will man diese Fließen zum Beispiel für einen Fußboden verwenden, kann man im Grunde nur entweder LEGO oder COBI benutzen, ein Mischen würde furchtbar aussehen.

Farbunterschiede
Bild 1: COBI links, LEGO rechts, Plate von NoName-Hersteller


Ein ähnliches Problem hat man mit den Formen, auch wenn es weniger auffällig ist. Auf Bild 2 ist eine kleine aber doch eindeutige Kante zu sehen zwischen einer Lego-Platte und der eines NO-Name-Herstellers. Zwar passen die Teile aufeinander aber es fehlt ein sauberer Übergang. Das kann zum einen zu Stabilitätsproblemen führen wenn man z.B. Wände baut, zum anderen können solche Kanten bei bewegten Teilen zum Blockieren führen. Während hier LEGO in sich selbst sehr gleichmäßige Qualität liefert fällt mir bei einigen Herstellern gerade da auf, das es innerhalb eines Sets zu solchen Verschiebungen kommt.

Teileverfügbarkeit

Gerade wenn man größere MOCs baut benötigt man tausende Teile und oft sehr viele von einer bestimmten Art für Böden, Wände, Wälder oder Berge. Da macht es wenig Sinn, sich Sets zu kaufen, in denen oft nur wenige der nötigen Teile enthalten sind. Also bleibt einem nur noch übrig auf den Einzelteilemarkt zu gehen und hier hat Lego die Nase meilenweit voraus. Zum einen gibt es Bricklink, DEN LEGO-Zweitmarkt schlecht hin. Hier findet man fast jedes Teil, einfach zu finden und oft einzeln oder in kleinen Mengen bestellbar. Dazu gibt es von Lego selbst gleich zwei Online-Angebote, über die man Teile gegen Geld kaufen kann (Steine und Teile und Pick-a-Brick). Und dann sind da natürlich noch die Pick-A-Brick-Wände in den Ladengeschäften, bei denen die Auswahl klein, aber das Preisleistungsverhältnis deutlich besser ist. Und wer wie ich das Glück hat, in der Nähe des Legolandes zu wohnen kann sogar noch auf den dortigen Fabrikverkauf zurückgreifen. Und als wäre das alles noch nicht genug, gibt es für Mitglieder von Vereinen noch LugBulk, einen Service von Lego über den man in großen Mengen neue Steine zu (relativ) günstigen Preisen beziehen kann.

Praktisch keine der oben beschriebenen Möglichkeiten existiert in ähnlicher Form für andere Hersteller. Will man deren Teile verwenden, muss man auf die eher übersichtliche Auswahl bei Bluebrixx hoffen oder im Bulk Sets kaufen. Da ist der Preisvorteil schnell wieder dahin, zumal man hier wieder die im ersten Abschnitt des Artikels beschriebenen Qualitätsprobleme bekommt.

Kein Lego, keine Community

Wer MOCs baut, will sie meistens auch zeigen. Auf Pinterest, Flickr und Co gibt es unzählige Kreative, die ihre Modelle zur Schau stellen. Will man zu dieser Community gehören ist es heute noch bei Vielen nicht gerne gesehen, wenn man Lego mit anderen Herstellern mischt, teilweise aus den in diesem Beitrag beschriebenen Gründen.
Ein wichtiger Teil von LEGO-MOCS als Hobby ist es, beim Bau auf bestimmte Teile beschränkt zu sein. Man kann eben nicht andere Materialien nutzen, oder noch ein Playmobil-Auto dazustellen oder sich Spezialteile aus dem 3D-Drucker lassen. Das ist die Herausforderung bei diesem Hobby. Fängt man jetzt an, Teile anderer Hersteller zuzulassen, kann im Grunde jeder jedes beliebige Teil oder selbst erzeugen und dann ist man eben keine LEGO-Community mehr sondern eine Modellbau-Community.

Will man sein Modell auf eine der größeren Klemmbaustein-Ausstellungen bringen hat man meist ohnehin keine andere Wahl, als ausschließlich auf Lego zu setzen. Im Normalfall werden diese nämlich von Vereinen organisiert (zum Beispiel Bricking Bavaria in München) und von Lego gesponsert. Und die machen ihre Unterstützung natürlich davon abhängig, dass nur Lego-Modelle ausgestellt werden. Hier gibt es zwar Ausnahmen, zum Beispiel für den S-Brick oder Baseplates, aber ein Set das auffallend mit Fremdsteinen gebaut wurde, wird es nicht auf so eine Veranstaltung schaffen.

Fazit

Wer MOC-Modelle bauen will, kommt um Lego nicht herum und sollte meiner Meinung nach soweit es geht auf Lego setzen. Aufgrund des fehlenden Einzelteilemarkte für Fremdhersteller gibt es im allgemeinen keinen echten Preis-Vorteil. Es hilft mir ja nichts, wenn das einzelne Teil zwei anstatt zehn Cent kostet, wenn ich es nirgends kaufen kann. Spezialteile wie Motoren oder Beleuchtungen würde ich hier als Ausnahme gelten lassen und das wird auch meistens von der Community anerkannt.

Das gilt freilich nur für MOC-Modelle, die wir Erwachsenen als Hobby bauen, bei Klemmbausteinen für Kinder sieht die Sache anders aus. Denen sind Farbschwankungen, Zweitmärkte und Ausstellungen egal. Die wollen einfach nur gutes Spielzeug. Und da lohnt sich ein Blick auf andere Hersteller sicher.